Tatjana Zambo übergibt Medaille an Fritz Becker
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Fritz Becker erhält Helmut-Eberhardt-Medaille

LAV verleiht seinem Ehrenpräsident die höchste Auszeichnung
Webcode V211535 | Erschienen am 20. September 2021 | Letzte Änderung 20. September 2021

Stuttgart – Im Rahmen seiner würdigen Verabschiedung mit gut 100 geladenen Gästen erhielt der Ehrenpräsident des Landesapothekerverbandes Baden-Württemberg (LAV) Fritz Becker am 16. September aus den Händen der amtieren Präsidentin Tatjana Zambo die höchste Ehrung, die der Verband zu vergeben hat. Mit der Verleihung der Helmut-Eberhardt-Medaille würdigte der Verband das außerordentliche Engagement Beckers und seine Verdienste um die baden-württembergische Apothekerschaft. Becker war in der Zeit von 1992 bis 2021 über 29 Jahre hinweg Mitglied des Vorstands und führte den Verband die letzten 23 Jahre als Präsident. Zusätzlich war er von 2009 bis Ende 2020 Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbands (DAV).

Fritz Becker ist erst die fünfte Person, der die Helmut-Eberhardt-Medaille verliehen wurde. Ihre Benennung erinnert an Helmut Eberhardt, einen der Gründungsväter des heutigen LAV, ein Verband, der erst 1977 aus der Fusion des Badischen und des Württembergischen Apothekervereins entstand. Eberhardt, zu diesem Zeitpunkt Vorsitzender des Badischen Apothekervereins, wurde der erste Vorsitzende des neu geschaffenen Landesverbandes. Wie Helmut Eberhardt ist auch Fritz Becker Ehrenvorsitzender des Deutschen Apothekerverbands.

 
Ansicht Helmut-Eberhardt Medaille 2 Seiten
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Zambo würdigte Becker als einen Visionär, der sich durch Fleiß, Beharrlichkeit und durch die Fähigkeit, in jeder Situation die bestmögliche Lösung angestrebt zu haben, ausgezeichnet hat. „Die langfristige Sicherung unseres Berufsstandes war Fritz Becker immer wichtiger als vielleicht leichter zu erreichende, aber kurzfristige Erfolge“, beschrieb Zambo ihren Amtsvorgänger und dankte ihm im Namen aller Kolleginnen und Kollegen für die „unendliche Zeit und Lebenszeit“, die Becker für diese Aufgabe eingesetzt hat.

Mit ihren Grußworten und Glückwünschen reihten sich zahlreiche weitere Gastredner des Abends ein, unter ihnen ABDA-Vizepräsident Mathias Arnold, der DAV-Vorsitzende Thomas Dittrich, der frisch gewählte LAK-Präsident Dr. Martin Braun oder Volker Kauder, der bis 2018 die Bundestagsfraktion der CDU/CSU geleitet hat und ein enger Vertrauter der Kanzlerin war.

Mathias Arnold zeigte in seiner Rede auf, wie er durch die Begegnungen mit Fritz Becker die Authentizität der schwäbischen Sprache kennen und schätzen gelernt habe. Er bezeichnete sich und Fritz Becker gleichsam als Gesinnungstäter in der Vertretung des apothekerlichen Standes. Gegenseitiges Vertrauen sei über die Jahre gewachsen. „Da jeder von uns auch Gartenbesitzer ist, haben wir manch großes ABDA-Thema auch auf Gartenleitern stehend am Wochenende besprochen“, blickte er zurück. Nach dem Abschied Beckers aus der Berufspolitik, bleibe jedoch die entstandene Freundschaft weiter bestehen, in der offene Worte ebenso Platz finden wie ein tiefer Respekt vor der Arbeit des jeweils anderen.

Thomas Dittrich, der seit Januar 2021 als Beckers Nachfolger Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes ist, verglich Fritz Becker mit einem namensgleichen Fußballer der ab 1904 bei den Frankfurter Kickers spielte. Dessen Spitzname „Knäuel“ und die Eigenschaft ein Spiel als quirliger Regisseur zu gestalten, fand Dittrich auch für Fritz Becker passend. Becker als kompakter Badener sei ebenso quirlig, doch er habe in den Jahrzehnten seines berufspolitischen Schaffens auch die Ruhe, Sachlichkeit und die Zielstrebigkeit entwickelt, die in der Diskussion mit Politikern dringend nötig sei. „Auch Du bist also ein Regisseur, der mit Selbstbewusstsein, Führungsstärke und der nötigen Phantasie Spielzüge vorhergesehen und Taktiken festgelegt hast.“ Als loyaler Gefolgsmann habe Becker nie eigene Ziele verfolgt, sondern immer nach den Lösungen gestrebt, die der ganzen „Mannschaft“ der niedergelassenen Apothekerschaft dienten. So sei es Becker stets gelungen, viele Bälle in der Luft zu halten und viele Treffer für die Apotherkerschaft erfolgreich im Tor zu „versenken“.

Dr. Martin Braun, der erst am Vorabend der Veranstaltung zum Präsidenten der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg gewählt worden war, hielt seine erste öffentliche Rede in diesem neuen Amt im Rahmen der Feierlichkeit zu Beckers Abschied. Er erinnerte sich an seine erste Begegnung mit Becker, als er als Pharmaziepraktikant im Rahmen einer Bewerbung bei Becker vorsprach. Auch wenn aus dem Praktikum nichts wurde, so wurden Braun und Fritz Becker doch über viele Jahre lang Weggefährten. „Ich habe mich als Industrieapotheker bei der Landesapothekerkammer eingebracht und Fritz Becker hat in seinen Funktionen beim Landesapothekerverband sowie später beim DAV drei Jahrzehnte die inhabergeführte Apotheke im Blick gehabt.“ Becker sei immer ein Brückenbauer für die Apotheken in Baden-Württemberg und später in ganz Deutschland gewesen. Braun machte das an Beckers Wohnort rund um Pforzheim fest. „In Pforzheim ist man eingeklemmt zwischen Stuttgart und Karlsruhe. Hier ist es nötig, kompromissbereit zu sein, aber sich nicht auf faule Kompromisse einzulassen.“

Volker Kauder (CDU), der seit 31 Jahren Mitglied des Deutschen Bundestages ist und bis 2018 Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag war, würdigte Beckers Schaffen als Vertreter der Bundespolitik. Bei seiner ersten Begegnung mit Fritz Becker habe Kauder nicht gewusst, mit wem er es hier zu tun habe, „aber alle anderen Kollegen hatten schon mit Becker gesprochen.“ Kauders und Beckers Austausch fand häufig auf den Flügen zwischen Berlin und Stuttgart statt. Kauder schätzte sehr, dass Becker immer bestens vorbereitet in Gespräche ging. „Ich bewundere, dass er oft humorvoll, aber immer auch ehrlich emotional geschildert hat, wo die Apotheken der Schuh drückt. Ich konnte sicher sein, dass er nur kommt, wenn es wirklich wichtig war. Wenn wir dann am Mittwoch beim Hinflug nach Berlin ein Thema angesprochen hatten, konnte ich sicher sein, dass er mich am Freitag am Flughafen fragen wird, was nun rausgekommen ist.“ Becker sei für ihn über viele Jahre das Gesicht der deutschen Apothekerschaft gewesen. Die Ernsthaftigkeit, dass es um die Lebens- und Versorgungssituation der Menschen auch im ländlichen Raum ging, habe sie beide verbunden. Becker habe ihm immer wieder klar gemacht, dass die Apotheke vor Ort eine Zukunft brauche und dass Inhaber:innen von den erbrachten Leistungen auch leben können müssen. Kauder schloss: „Die Apothekenlandschaft wie sie heute ist, wäre ohne Fritz Becker nicht möglich gewesen. Er hat einen großartigen Beitrag zur Gesundheitsversorgung in unserem Land geleistet. Viele seiner Vorschläge über die Jahrzehnte haben der Apothekenlandschaft Stabilität gebracht.“ Und Becker sei es gewesen, der die Politik in Berlin immer wieder darauf hingewiesen habe, „dass die Apotheke kein x-beliebiger Kaufladen ist.“

Jochen Haußmann (FDP), Mitglied des Landestages in Baden-Württemberg, stellvertretender Vorsitzender der FDP/DVP-Landtagsfraktion und Sprecher für Verkehr, Gesundheits-, Sozial- und Frauenpolitik sprach ein Grußwort für die Landespolitik. Er konnte auf über zehn Jahre des gemeinsamen Wirkens mit Fritz Becker zurückblicken. „Sie, Herr Becker, sind eine wichtige Konstante in dieser schnelllebigen Zeit. Ihr Tun kann nicht hoch genug geschätzt werden.“ Haussmann hob hervor, dass der Landesapothekerverband unter Fritz Becker die Landespolitik immer gut einbezogen habe. „Das parlamentarische Wirtschaftsfrühstück beim LAV war morgens um acht ein wichtiger Termin. Und ich hoffe sehr, dass Corona bald wieder zulässt, dass wir diesen wichtigen Austausch wieder aufnehmen können.“ Die Freiberuflichkeit als zentrale Grundlage für Apotheken sowie das Mehrbesitzverbot und die Unabhängigkeit von Apotheker:innen seien für Fritz Becker immer unverrückbare Maxime gewesen.

Jörg Wieczorek, seit 2014 Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands der Arzneimittelhersteller BAH, zeigte in seiner Laudatio auf, dass Becker bereits bei ihrer ersten Begegnung vor 27 Jahren die Rolle und Bedeutung des OTC-Markes erkannt habe. „Das war eine Königsdisziplin für Fritz Becker gewesen und wurde so unsere gemeinsame Leidenschaft.“ Auch Wieczorek zeigte auf, wie wichtig es war, dass Fritz Becker seinen Gesprächspartnern zuhörte und sich wirklich für ihren Standpunkt und ihre Argumente interessierte. Mit ihm habe man streiten können, Becker sei auch mal sauer, doch er finde nach deutlichen Worten zu einem konstruktiven und fruchtbaren Miteinander zurück, lobte Wieczorek.

Dr. Thomas Trümper, von 2006 bis Ende 2019 Vorsitzender des Bundesverbandes des Pharmazeutischen Großhandels PHAGRO und heutiger Ehrenvorsitzender hielt das letzte Grußwort auf Fritz Becker. Er blickte auf die gute Zusammenarbeit in den letzten 13 Jahren zurück. „Wir haben uns als zwei Badener gut verstanden, denn auch sprachlich stand nichts zwischen uns.“ Das habe sich durch die Ära Becker positiv verändert. Davor sei das Verhältnis zwischen Apothekerschaft und dem Großhandel mitunter schwierig gewesen. „Man hat viel übereinander gesprochen, aber selten miteinander“, erinnerte sich Trümper. Erst im Austausch mit Fritz Becker konnte bei manchen Themen ein Schulterschluss erreicht und Forderungen gemeinsam aufgestellt werden. „Wir haben erkannt, dass wir mehr Gewicht haben, wenn wir zusammen auftreten. Denn Apotheke und Großhandel sitzen in einem Boot.“ Das sei Beckers große Stärke gewesen, zu erkennen, dass es nicht darum geht, möglichst viele Kriege zu gewinnen, sondern das beste Ergebnis für seine Mitglieder zu erreichen.