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Impfen und Testen: Corona-Vorbereitungen laufen

Interview: BW-Gesundheitsminister Lucha
Erschienen am 17. August 2022 | Letzte Änderung 17. August 2022

Wie bereitet sich Baden-Württemberg auf den Corona-Herbst vor? Im Austausch mit den LAV-Nachrichten hat Manne Lucha, als Sozial- und Gesundheitsminister im Land die aktuellen Planungen erläutert.

Herr Minister Lucha, Baden-Württemberg hat während der gesamten Pandemie einen vorsichtigen Kurs gefahren. Oft waren die Regelungen hierzulande sogar strenger als in anderen Bundesländern. Gehen Sie und Ihr Haus wieder als „Team Vorsicht und Umsicht“ in die nächsten Monate – und was ist geplant.

Es geht bei der Pandemie-Bekämpfung nicht darum, in welchem Team man gerne wäre, sondern letztlich darum, das Gesundheitssystem mit geeigneten Maßnahmen vor dem Kollaps zu bewahren, schwere Krankheitsverläufe zu verhindern und langfristige Folgeerkrankungen zu vermeiden. Das war und ist nach wie vor unser Ziel in Baden-Württemberg – auch mit Blick auf den Herbst und Winter. Und das ist eine Aufgabe für die gesamte Gesellschaft, alle Menschen im Land spielen dabei im selben Team. Leider kann heute noch niemand verlässlich voraussagen, wie sich das Virus weiterentwickelt, ob es neue und gefährliche Varianten geben wird oder ob wirklich alle Menschen in Baden-Württemberg noch einmal eine Impfung brauchen. Ich habe leider auch keine Glaskugel. Wir als Land haben unsere Hausaufgeben jedenfalls schon vor der Sommerpause gemacht und gemeinsam mit unseren Partnern, unter anderem aus dem Gesundheitswesen, zahlreiche Experten-Anhörungen durchgeführt. Unsere Krisen- und Arbeitsstrukturen stehen, Impfangebote können hochgefahren werden und das Landesgesundheitsamt beobachtet auch in der Urlaubszeit engmaschig das Infektionsgeschehen im Land. Daneben ist jetzt ganz klar der Bund gefragt, ein solides Infektionsschutzgesetz auszuarbeiten und den Ländern einen möglichst gut ausgestatteten Instrumentenkasten für den Herbst und Winter an die Hand zu geben. Nur so können wir auch schnell reagieren und vor die Lage kommen, sollte sich die Situation rasant verschärfen.
(…)

Eine wichtige Säule der Pandemiebekämpfung bleiben die Corona-Impfungen. Die Impfzentren wurden geschlossen, Baden-Württemberg setzt auf die ambulanten Strukturen von Arztpraxen und auch Apotheken. Was ist der Gedanke dahinter und was erwarten Sie von den öffentlichen Apotheken?
Die Corona-Impfung ist nach wie vor der entscheidende Schlüssel im Kampf gegen die Pandemie. Ich freue mich deshalb sehr, dass auch die Apotheken eingebunden werden und hier großes Engagement zeigen. Ich hoffe, dass dies auch weiterhin anhält. Denn wir brauchen alle Akteure, auch unsere mobilen Impfteams sind ja weiter flächendeckend im Einsatz. Es muss letztlich darum gehen, einfach zugängliche Impfangebote zu schaffen. Hier haben die Apotheken einen entscheidenden Vorteil. Viele Menschen vertrauen auf den Rat „ihrer“ Apotheke vor Ort. Gerade das Thema Impfungen ist sehr stark emotional aufgeladen. Ich bin mir sicher, dass sowohl die behandelnden Ärztinnen und Ärzte als auch die Apothekerinnen und Apotheker an dieser Stelle viele Sorgen und Ängste nehmen können.

Dass auch Apotheker:innen gegen COVID-19 impfen, ist – sagen wir mal so – nicht von allen Beteiligten gleichermaßen positiv kommentiert worden. Es gibt Stimmen, die eine Einbindung der Apotheken für völlig überflüssig halten. Wie haben Sie das wahrgenommen und wie sehen Sie die Rolle der Apotheken hierbei?
Baden-Württemberg hat sich immer für die Einbindung der Apotheken in die Impfkampagne stark gemacht. Denn wenn wir – wie in der Vergangenheit – die enorme Aufgabe haben, ein ganzes Bundesland durchzuimpfen, um Todesfälle zu verhindern, können wir uns schlicht und ergreifend keine berufsbezogenen Verteidigungskämpfe leisten. Dann heißt es: impfen, impfen, impfen! Die Menschen sollten dabei die Wahl haben. Habe ich beispielsweise Impfreaktionen gezeigt und brauche vielleicht noch mehr Beratung, dann gehe ich zu meiner Hausärztin. Wenn ich mir nach der Arbeit einfach nur den Piks abholen will, dann gehe ich eben zum Betriebsarzt. Wir sollten alle Säulen bei der Impfkampagne mit ihren jeweiligen Stärken einbeziehen. Vielen Menschen war es doch in der Vergangenheit egal, wo sie geimpft wurden, sofern sie sich darauf verlassen konnten, dass die impfende Person entsprechend ausgebildet war. Deshalb sehe ich die Apothekerschaft selbstverständlich als wichtigen Teil der Impfkampagne.
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Seit Anfang Juli sind die Bürgertests stark eingeschränkt, die Infektionszahlen gehen aber wieder deutlich nach oben. War die Entscheidung richtig?
Die Bürgertests sind ein Angebot des Bundes und werden von diesem finanziert. Ich kann beide Seiten verstehen – die Kritiker, aber auch die Befürworter der neuen Testregelungen, die Minister Lauterbach vorgelegt hat. Letztlich sagen aber unsere Expertinnen und Experten im Land nahezu einhellig, dass anlasslose Tests wenig Nutzen bringen. Alles in allem ist die Entscheidung deshalb meiner Meinung nach vertretbar. Außerdem waren, wie man leider wiederholt feststellen musste, an vielen Stellen dem Betrug Tür und Tor geöffnet. Das sieht auch man an den zahlreichen Ermittlungsverfahren gegen zwielichtige Anbieter. Aus diesem Grund haben wir auch immer wieder gefordert, die Bürgertests in professionelle Hände zu geben.

LAV-Mitglieder lesen das komplette Interview hier.