Getrennt beieinander

LAV hält erste digitale Beiratssitzung ab
Webcode V210778 | Erschienen am 30. Juni 2020 | Letzte Änderung 30. Juni 2020

Portrait Fritz Becker, LAV-Ehrenpräsident
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Corona hat räumlich auch den LAV-Vorstand und die Vorsitzenden der Regionen auf Abstand gehalten. Wegen der weiterhin geltenden Kontaktbeschränkungen hat der LAV Baden-Württemberg seine turnusgemäße Beiratssitzung des ersten Halbjahrs als digitales Treffen abgehalten. 31 stimmberechtigte Mitglieder des Beirates trafen sich virtuell am 17. Juni zur Diskussion aktueller Themen – darunter die Vorbereitung der Abstimmung über das Budget des Jahres 2019 und zur Planung des Haushaltsansatzes für 2020. Außerdem wurden die Mitglieder für verschiedene Ausschüsse gewählt.

Der Bericht zur Lage
Traditionell gehört der Auftakt der Sitzung dem Verbands-Präsidenten Fritz Becker, der das aktuelle politische Geschehen beleuchtete. Die angekündigte Mehrwertsteuerabsenkung von 19 auf 16 Prozent hatte in den letzten Tagen zu erhöhtem Aufklärungs- und Gesprächsbedarf geführt, so Becker: „Es hat schnell ein Gerücht die Runde gemacht, dass die Absenkung nicht für verschreibungspflichtige Arzneimittel gelten würde. Wir haben das umgehend mit den politisch Verantwortlichen geklärt. Und darum kann ich Ihnen heute ganz klar sagen, dass sie auch im Bereich von Rx-Arzneimitteln abgesenkt wird. Denn das ist auch für die GKV von enormer Bedeutung und wird den Krankenkassen dreistellige Millionenbeträge in die Kassen spülen.“ Becker ging jedoch auch auf einen Webfehler der Mehrwertsteuer-Senkung ein, der im Betrag des Apothekenabschlages sehr negative Auswirkungen für die Apothekerschaft entfalten würde. Becker machte deutlich, dass hier in den nächsten Tagen noch eine Gesetzesänderung zu erwarten sei, in der eine Absenkung des Abschlags auf 1,73 Euro Netto festgeschrieben würde. Ansonsten hätte die Absenkung der Mehrwertsteuer dazu geführt, dass die Apotheken durch die Hintertür einen höheren Abschlag als erforderlich gegeben hätten. Becker: „Die Auswirkungen auf den Abschlag hatte man bei der Entscheidung über das Konjunkturpaket nicht auf dem Radar. Für mich war entscheidend, dass wir rasch nachverhandeln konnten.“

So hat der Beirat die digitale Sitzung erlebt

Martin Buck:
„Chapeau! Die erste Sitzung ist sehr gut über die Bühne gegangen – Moderation und Präsentation waren sehr professionell. Ich bin ein großer Verfechter der digitalen Form. Denn Zeit ist meine knappste Ressource. Da ich aber auch den persönlichen Kontakt wichtig finde, könnte ich mir für die Zukunft eine Mischung aus Präsenz- und Digital-Meetings vorstellen. Mindestens einmal im Jahr sollte der Beirat zusammenzukommen, dann gerne auch "richtig". Also von mir aus auch gerne mit einer Übernachtung und zwei Sitzungstagen mit entsprechender Agenda. Und Ausschüsse würde ich – je nach Umfang – generell online machen, außer es steht eine wirklich umfassende Tagesordnung an. Aber auch hier können wir Zeit und Geld sparen."


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eRezept und Apothekenstärkungsgesetz
Mit heißer Nadel wurde auch am Patientendatenschutz-Gesetz PDSG gestrickt. Hier habe man alles erreicht, was das Makelverbot angeht. Was jetzt noch zu verhandeln sei, wäre, dass das eRezept nur mit einer einzigen App von der Gematik zum Patienten hin übertragen werden könne, zeigte Becker auf. Direkt am Folgetag der Beiratssitzung waren nochmals letzte Gespräche geplant. Verabschiedet würde das Gesetz dann in der letzten Woche vor den Sommerferien, sodass die Zeit bis Ende Juni damit gefüllt sei, dass das „theoretische Makelverbot auch praktisch umgesetzt werden kann“, sagte Becker.

Das dritte entscheidende Gesetz sei das Vor-Ort-Apotheken-Stärkungssetz VOASG. „Der Entwurf ist nun seit einem Jahr am Köcheln. Nun ist auch der Gesprächsfaden nach Brüssel wieder aufgenommen worden – und dem Vernehmen nach sind die Gespräche auch nicht schlecht gelaufen“, schilderte Becker den aktuellen Sachstand. Das Gesetz gehe nun in der ersten Sitzungswoche nach den Sommerferien in die parlamentarische Diskussion, soll im September eingebracht werden und dann zügig verabschiedet werden. ABDA und DAV seien hier in engem Austausch mit allen Abgeordneten.

Marktplatz für Maskenüberschuss
Becker ging auf die (Markt-)Situation mit Schutzmasken ein und zeigte auf, dass es vorsichtige Signale gebe, dass bestimmte Empfängergruppen Schutzmasken auch kostenfrei erhalten könnten. Hier obliege es dem Gemeinsamen Bundesausschuss, Kriterien festzulegen, wer berechtigt sei, solche Masken auf GKV-Rezept zu erhalten. Der LAV richtet für seine Mitglieder zudem einen Online Marktplatz ein, über den Überbestände an Schutzausrüstung wie Masken oder Desinfektionsmittel für andere Apotheken angeboten und verfügbar gemacht werden. Es ist geplant, dass dieser Marktplatz später um weitere Angebotskategorien ergänzt wird. Der Marktplatz ist im geschlossenen Mitgliederbereich der Homepage verankert und steht nur LAV-Mitgliedern zur Verfügung.

So hat der Beirat die digitale Sitzung erlebt

Johanna Haag:
„Die digitale Beiratssitzung fand ich ein gutes Format – und unter den aktuellen Gegebenheiten war es die beste Möglichkeit, unsere Sitzung abzuhalten. Klar ist aber auch, dass es den persönlichen Austausch nicht ersetzen kann. Es war für mich stellenweise nicht ganz einfach, mich mit einem Wortbeitrag einzubringen. Wo ich in einer echten Sitzung einfach die Hand hebe und dann zum Thema reden kann, fand ich es anfangs schwierig das schriftlich und auch schnell hinzubekommen. Bis ich manchmal die richtige Stelle im Chat gefunden hatte, war mein Thema schon fast vorbei. Aber ich bin mir sicher, dass man da Übung bekommt, wenn man öfter digital tagt. Überrascht war ich aber, wie anstrengend so eine digitale Sitzung ist. Hinterher war ich echt geschafft nach den Vorträgen, den Abstimmungen und der angeregten Diskussion auf dem Bildschirm und in Chat."


Dauerthema Lieferenpässe
Weiter streifte Becker das Thema Impfen durch Apotheker: „Die Leitplanken für Verträge mit Krankenkassen stehen fest ebenso wie die Curricula für die entsprechende Qualifikation von Apothekerinnen und Apothekern. In Baden-Württemberg sind erste Gespräche gelaufen, die aber klar aufzeigen, dass gegen ein Veto der Ärzteschaft keine Modell-Projekte zur Grippeimpfung durchgesetzt werden sollen. Ein weiteres dickes Brett bei diesem Thema ist auch das Honorar, das Kassen bereit sind zu zahlen.“ Hier lägen die Angebote und die Vorstellungen der Apothekerschaft weit auseinander.

Intensiv und durchaus im Sinne der Apothekerschaft würde die Situation rund um Lieferengpässe betrachtet. „Das Thema ist sehr intensiv bei der Politik angekommen. Es ist das Dauerthema in allen Gesprächen.“ Hier müsse es ein Ziel sein, dass die Corona-Sondergenehmigungen und Erleichterungen bei der Belieferung von Verordnungen auch über den 30. September 2020 hinaus Bestand haben, wenn die Lieferschwierigkeiten im Herbst weiterbestehen oder sich sogar verschärfen, war einhellige Forderung aus Vorstand und Beirat. Becker versicherte, dass auch hier ein intensiver Austausch mit der Politik stattfinde – ebenso wie zu einer Fortführung des honorierten Botendienstes.

Budget und Haushaltsansatz
Akribisch, kompetent und transparent bis in die einzelne Kostenstelle präsentierte LAV-Geschäftsführerin Ina Hofferberth den Mitgliedern des Beirates den Jahresabschluss für das Jahr 2019 und den Haushaltsplan für das Jahr 2020. Sie bereiten mit ihrem Votum die Vorlage zur Genehmigung in der folgenden Mitgliederversammlung im Juli vor. Im zurückliegenden Jahr hatte es eine leichte Steigerung bei den Mitgliedsbeiträgen gegeben, die sich so aber nicht für 2020 fortschreiben ließe. Weswegen der Ansatz der Planungen für 2020 auch sehr vorsichtig erfolgt sei. Besonders freute sich Ina Hofferberth, dass sowohl der LAV-SOFO-MARKT als auch die LAV Service GmbH mit der LAV-Akademie 2019 sehr gute Betriebergebnisse erzielt hätten. „Der SOFO-MARKT hatte ein tolles Umsatzjahr. Wir hatten 2019 mit 1,6 Millionen Umsatz gerechnet und konnten mit phantastischen 1,94 Millionen abschließen. Der Erfolg setzte sich aus vielen kleinen Renner-Produkten zusammen: Zuvorderst Thermo-Artikel für den Botendienst wie Datenlogger oder aber auch Securpharm-Prüfetiketten.“ Auch für 2020 sieht Hofferberth den SOFO-MARKT auf Erfolgskurs mit sehr guten Umsätzen.

So hat der Beirat die digitale Sitzung erlebt

Caspar Spindler:

„Einerseits fand ich optimal, wie effizient so eine virtuelle Beiratssitzung ist. Man spart Zeit und Nerven, weil man sich nicht für einen kompletten Sitzungstag aus der Apotheke rausnehmen muss, man hat keinen Anfahrtsweg und kann gegebenenfalls auch schnell noch nebenher was regeln, was im Betrieb grade ansteht. Aber man darf nicht vergessen: Alles was online an einem Bildschirm über fünf Stunden dauert, ist enorm anstrengend. Es verlangt der Sitzungsleitung und allen Teilnehmern viel Disziplin und Aufmerksamkeit ab. Mein Fazit an der Stelle: Termine mit begrenzter Tagesordnung gerne digital. Wenn komplexe Themen zu besprechen sind, ziehe ich eine echte Sitzung mit echtem eins zu eins Austausch vor. Für die Zukunft könnte ich mir vorstellen, dass „Backoffice-Aufgaben“ in der Online-Sitzung wie die Rednerliste oder das Notieren von Bewerbern für eine Wahl vielleicht noch mal von einer extra Person wahrgenommen werden könnten, um Sitzungsleitung und Moderator besser zu entlasten.“


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Die LAV-Service GmbH mit der LAV-Akademie konnte 2019 in Vergleich zum Vorjahr einen deutlichen Sprung nach vorne machen, so Ina Hofferberth. „Mit 717.000 Euro haben wir ein sensationelles Bilanz-Ergebnis erzielt. Und dass, obwohl das komplette Team durch personelle Wechsel ausgetauscht worden ist. Für 2020 wage ich kaum eine Prognose zu treffen.“ Wegen der Corona-Pandemie hätten seit März keine Seminare mehr stattgefunden. Der Switch von Präsenzseminaren auf webLive-Veranstaltungen sei nicht immer umsetzbar gewesen: „Wir mussten leider feststellen, dass der Wechsel weder von den Referenten noch von den Teilnehmern als Option gut angenommen wurde.“ Nach der Präsentation durch die Geschäftsführung, dem Bericht des Kassenprüfers, Christoph Gulde, erfolgten die Abstimmungen über das Budget 2019 und den Haushaltsplan 2020. Beides wurde einstimmig bei einer Enthaltung angenommen und wird nun in dieser Form der Mitgliederversammlung Mitte Juli zur Abstimmung vorgelegt. Im letzten Teil der Sitzung wurde in verschiedenen Wahlgängen die Besetzung von Ausschüssen, dem Arbeitskreis IT oder einer Arbeitsgruppe festgelegt.