Wie wird die digitale Entwicklung die Apotheke von morgen verändern?

LAV-Beirat informiert sich über Digitalisierung und Gesundheitspolitik
Webcode V210473 | Erschienen am 10. Dezember 2019

Wie wird die Rezeptwelt in der Apotheke im Jahr 2022 aussehen? Das war eine Fragestellung, auf die der Gastreferent Guido Michels von der Treuhand Hannover in seinem Referat auf der Beiratssitzung des LAV Baden-Württemberg einging. In dem sehr spannenden Referat richtete der Ökonom seinen Blick mit den Zuhörern in die nicht allzu ferne Zukunft. Womit sich die Apothekerinnen und Apotheker derzeit beschäftigen, beleuchtete der Präsident des Landesapothekerverbandes Fritz Becker im Bericht zur politischen Lage

BS Guido Michels Treuhand
Guido Michels von der Treuhand Hannover beleuchtet die digitale Zukunft der Apotheken. 1

Vieles ist in Bewegung
Derzeit bestimmen die gesetzlichen Vorhaben von Gesundheitsminister Jens Spahn das Bild. Sowohl Guido Michels als auch LAV-Präsident Fritz Becker zeigten die Entwicklungen auf. Bekanntermaßen beschäftigt sich Spahn in seinem Gesetzentwurf zur Stärkung der Vor-Ort-Apotheke (VOASG) mit Fragen der Gleichpreisigkeit, mit honorierten pharmazeutischen Dienstleistungen, der Frage nach einem Wiederholungsrezept oder dem Vorschlag, dass auch in der Apotheke gegen Grippe geimpft werden könne. Weiter gewinnt durch Jens Spahn das Thema der Digitalisierung mit der Telematikinfrastruktur (TI) und dem eRezept an Tempo. Eng verbunden sind hiermit auch die Erweiterung des Botendiensts, die Frage der nötigen Temperaturkontrollen und die Ausgestaltung von telepharmazeutischer Beratung durch die Apotheke. Für Guido Michels liegt klar auf der Hand: „Langfristig wird es einen Wandel durch die Digitalisierung geben. Denn beispielsweise werde das eRezept die Prozesse direkt am Kunden, die Prozesse im Backoffice sowie insgesamt die Abwicklung von Rezepten und den damit verbundenen Aufgaben nachhaltig verändern.“

LAV-Mitglieder sind besser informiert:

Den kompletten Bericht zur Beiratssitzung lesen LAV-Mitglieder in den aktuellen LAV-Nachrichten 6|2019.


Digitalisierung gestalten
Darum müsse sich jeder Apotheker auf die digitale Zukunft vorbereiten. Dazu gehören Fragen wie welche Prozesse sich automatisieren ließen, welche digitalen Medien eingesetzt werden sollten und welche digitalen Kompetenzen in den Apotheken aufgebaut werden müssten. Michels führte aus, dass Apothekeninhaber sich beispielsweise konkret damit auseinander setzen müssten, wie viele HV-Plätze künftig noch nötig sind und mit welchem Aufwand ein Backoffice zur Bearbeitung von eRezepten aufgebaut werden müsste. Interessant sei auch die Fragestellung, welche Apothekenlage künftig zu bevorzugen ist. Sind das weiterhin die innerstädtischen Apotheken in bester Lauflage oder sind verkehrsgünstig gelegene Apotheken an den großen Ein- und Ausfallstraßen für die Zulieferung an die Kundschaft vielleicht in wenigen Jahren von Vorteil. Ebenso seien, so Michels, Fragen zu stellen wie die Öffnungszeiten von Apotheken künftig zu gestalten sind: „Bis zu welchem Zeitpunkt wollen Sie eRezepte annehmen, haben Sie Ihre Apotheken künftig rund um die Uhr geöffnet, oder ist ab 18 Uhr auch ein eRezept nicht mehr belieferbar?“ (...)

Politischer Rundblick
LAV-Chef Fritz Becker stellte in seinem Vortrag zur aktuellen politischen Lage gewohnt kompetent die derzeitigen gesundheitspolitischen Projekte und Entwicklungen vor.

BS Becker Rede 1
LAV-Chef Fritz Becker berichtet zur politischen Lage. 1

Für Fritz Becker ist das Gesetz zur Stärkung der vor Ort Apotheke (VOASG) von Jens Spahn immer noch der aussichtsreichste Plan, den es zu verfolgen gibt. “Denn mit den geplanten Maßnahmen erreichen wir eine Gleichpreisigkeit für 90 Prozent aller Rezepte. Ich bin hier ganz ehrlich: Mir sind 90 Prozent lieber als eine Regelung, bei der ich 100 Prozent aufs Spiel setze.“

Als eines der größten aktuellen Probleme griff Becker die Lieferschwierigkeiten auf. Sie beeinträchtigten die Apothekerschaft derzeit am meisten in ihrem Tun. Auch hier werde derzeit verstärkt mit der Politik gesprochen und Lösungsvorschläge erarbeitet. Neben dem Vor-Ort-Apothekenstärkungsgesetz (VOASG) diskutierte er mit den Beirätinnen und Beiräten auch das geplante PTA-Gesetz und dessen mögliche Auswirkungen. Dabei gab es Verständnis für den Wunsch nach Aufwertung dieses wichtigen Berufs, aber auch Gedanken, wie die künftige Rollenabgrenzung zum Apotheker gestaltet werden soll. Auch Fragen der Finanzierbarkeit solcher besser qualifizierten Mitarbeiter wurden gestellt.

DAV WebApp als Zeichen der Geschlossenheit
Da die Digitalisierung voranschreite, machte Becker nochmals klar, wie wichtig die DAV WebApp für die Apothekerschaft sei. Mittlerweile seien rund 11.500 Apothekerin und Apotheker bundesweit für die App registriert. “Damit machen wir deutlich, dass die Apothekerschaft in der Lage und willens ist, dass eRezept mit zu gestalten. Ich kann nur immer wieder dafür werben, dass diejenigen, die sich noch nicht registriert haben, dies bitte noch tun. Jeder einzelne erhöht unsere Chance, dass unser Vorschlag zum Tragen kommt.“ Denn Ziel der Apothekerschaft müsse es sein, so Becker weiter, möglichst lange den Weg des roten Rezeptes auch digital so zu erhalten, dass jede Vor-Ort-Apotheke teilnehmen könne. „Wenn wir als Apothekerschaft hier nicht die Führung übernehmen, stehen andere große Player schon parat, um diesen Markt abzugrasen.“