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Interview zur erweiterten Medikationsberatung

So gelingt der Einstieg in die honorierte pharmazeutische Dienstleistung
Erschienen am 28. Dezember 2022 | Letzte Änderung 28. Dezember 2022

Politik Tellerrand Dolp Qülle privat
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Honorierte pharmazeutische Dienstleistungen sind seit Juni dieses Jahres für Apotheken möglich. Fünf verschiedene Leistungen können für die Versicherten seither angeboten werden – die Kosten dafür werden von den Krankenkassen übernommen. Viele Apotheken begrüßen das zusätzliche finanzielle Standbein – 140 Millionen Euro stehen im ersten Jahr für die Honorare bundesweit zur Verfügung. Allerdings hat sich bislang nur eine verhältnismäßig kleine Zahl an Apotheken an die Dienstleistungen herangewagt. Magdalena Dolp ist angestellte Apothekerin in Leutkirch und bietet erfolgreich die erweiterte Medikationsberatung bei Polymedikation an.

Frau Dolp, Sie brechen wirklich eine Lanze für die neuen honorierten Dienstleistungen. Warum finden Sie und Ihre Chefin diese so wichtig für Apotheken – was sind Ihre Erfahrungen?
Ich denke, ich kann für uns beide sprechen, wenn ich sage, dass wir, wie so viele, Vollblut-
Apothekerinnen sind, die für ihren Berufsstand einstehen und für die Pharmazie als Solches
brennen. Die pharmazeutischen Dienstleistungen geben uns das zurück, was wir lange vermisst haben: Unsere Kernkompetenz als Heilberufler zu leben – das, wofür wir ein anspruchsvolles Studium absolviert haben! Ich bezeichne es manchmal sogar als zentrales Überlebensmodell, um die Freude am Beruf zu erhalten, junge Kolleg:innen zu motivieren und vor allem das apothekerliche Berufsbild zu schärfen und weiterzuentwickeln. (…)

Die verfasste Ärzteschaft, beispielsweise die KV Baden-Württemberg, stellt sich klar gegen die pharmazeutischen Dienstleistungen. Haben Sie in Ihrer Region auch Gegenwind seitens der Ärztinnen und Ärzte gespürt – und wie sind Sie damit umgegangen?
Mit Einwänden zu Neuerungen muss man immer rechnen, darum gilt es, rechtzeitig in die Offensive gehen und sich nicht einschüchtern zu lassen. Letzteres haben wir als Mitglied im Kreis der Heilberufler nämlich nicht nötig. Auch ich musste und muss mit Vorurteilen der Ärzteschaft umgehen, denke aber, dass man diese mit Empathie, Fachkompetenz und klarer Formulierung der Argumente für die Dienstleistung entkräften kann. (…)

Nicht wenige Inhaber:innen führen ins Feld, dass durch den akuten Personalmangel die Kapazitäten fehlen, um zusätzliche Angebote in Apotheken zumachen. Deckt sich das mit Ihren Erfahrungen?
Diese Problematik kennen derzeit alle im Gesundheitswesen Tätigen und dass man dadurch häufig am Limit arbeitet. Ich schule Kolleg:innen im Bereich der Medikationsberatung und treffe sehr oft auf solche Bedenken, was die Implementierung vor Ort anbelangt. Wir haben die letzten zwei Jahre aber bewiesen, dass wir in den Apotheken viel Zusätzliches leisten können. Und diese neuen Dienstleistungen sind wirklich mal solche Tätigkeiten, die nachhaltige Effekte haben, Spaß an der Arbeit vermitteln und somit zumeist Eustress – also positiven Stress – bedeuten. Die Erfahrung zeigt, dass die Mitarbeiterzufriedenheit steigt. (…)

Wie sind Sie vorgegangen, um die neuen Zusatzangebote auch den Kund:innen gegenüber publik zu machen? Was davon hat besonders gut funktioniert?
Ich habe alle Medien genutzt, die mir zur Verfügung standen: Homepage, Schaufenster, Flyer, Lokalpresse, der ich Rede und Antwort zum neuen Angebot der Apotheken gestanden bin- Und zuletzt habe ich einen Patientenvortrag zum Tag der Patientensicherheit über das Thema Arzneimittelwechselwirkungen gehalten. Dieser hatte viel Rücklauf an Terminanfragen zur Medikationsberatung, weil die Besucher bei sich selbst Probleme erkannten, was Einnahmezeitpunkte, Interaktionen mit der Ernährung, Compliance und sogar Doppelmedikationen anging. Sie waren sehr froh über einen fachlichen Blick auf die Medikation im individuellen und persönlichen Beratungsgespräch. (…)

LAV-Mitglieder lesen das komplette Interview hier.