
Ausrutscher oder Absicht?
Landesapothekerverband erstaunt und verwundert über die Rede des Bundespräsidenten zum „Tag des Ehrenamts“
Stuttgart – Der Landesapothekerverband Baden-Württemberg (LAV) zeigt sich verwundert über eine Passage in der Rede des Bundespräsidenten Franz-Walter Steinmeier, die er bei der Auftaktveranstaltung zum heutigen „Tag des Ehrenamts“ gehalten hat. Auf die in der Rede formulierte rhetorische Frage „Was soll also passieren an unserem heutigen Ehrentag“ sagte er unter anderem: „Da helfen junge Menschen Seniorinnen und Senioren bei WhatsApp und bei der Bestellung in der Online-Apotheke.“ Für Tatjana Zambo, Präsidentin des LAV, und die von ihr vertretenen Apothekerinnen und Apotheker und deren Teams in den Vor-Ort-Apotheken ein Schlag ins Gesicht.
„Ich kann dieses vom Bundespräsidenten genannte Beispiel für Hilfsbereitschaft in
keinster Weise nachvollziehen“, erklärt Zambo. Während die Bundesregierung sich anschickt, nach über einem Jahrzehnt des Stillstands und Rückschritts die ortsnahen Apotheken in den Städten und Gemeinden endlich wirtschaftlich und strukturell zu stärken, wird hier das hohe Lied auf Online-Apotheken gesungen. „Was soll das für eine Guttat oder Hilfe sein, kranke und hilfsbedürftige Menschen in den Versandhandel mit zum Teil lebenswichtigen Arzneimitteln zu schicken“, fragt sich Zambo. Dafür fehlt der Apothekerin jegliches Verständnis. „Bei aller Hochachtung vor dem Amt und der Person unseres Bundespräsidenten: Hier kann ich nur feststellen, dass seine Redenschreiber sich mächtig vergriffen haben.“ Das gelte besonders angesichts der über 1.000 Apothekenschließungen in den letzten zwei Jahren und der damit einhergehenden Versorgungsverschlechterung für die Menschen in Deutschland.
Wer in Sachen Arzneimittelversorgung hilfsbedürftigen Menschen wirklich helfen möchte, ist in der Vor-Ort-Apotheke immer willkommen und wird unterstützt. „Unsere Apotheken sind auch ein Ort des sozialen Friedens. Mit den in unseren Verbänden eingesetzten Patientenbeauftragten halten wir darüber hinaus stetigen Kontakt zu den ehrenamtlich arbeitenden Selbsthilfeorganisationen. Ehrenamt und ortsnahe Apotheke gehen gut zusammen. Ein ernst gemeintes und sichtbares soziales Engagement von Online-Apotheken hingegen ist mir noch nicht untergekommen.“