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Apotheken besser in PCR-Testungen einbinden

Möglichkeiten nicht ausgenutzt | Probleme bei Zertifikaten für Genesene absehbar
Webcode V211754 | Erschienen am 27. Januar 2022 | Letzte Änderung 27. Januar 2022

Stuttgart – Der Landesapothekerverband Baden-Württemberg (LAV) greift den Ansatz von Gesundheitsminister Karl Lauterbach auf, der ein größeres Angebot von PCR-Tests anstrebt. Verbandspräsidentin Tatjana Zambo sieht hier die Apotheken als geeignete Orte, um die ans Limit geratene Auslastung der Labore zu entspannen. „Bereits heute bieten Apotheken an vielen Stellen sogenannte PoC-NAT-Tests an, die innerhalb von etwa 30 Minuten nach der Abstrichnahme ein Ergebnis liefern“, erklärt Zambo. Allerdings stehe die vom Bund angesetzte Vergütung für solche Tests einem stärkeren Ausbau dieses Angebots in Apotheken diametral entgegen.

Die angepasste Testverordnung des Bundes hatte diese Vergütung gerade erst auf 30 Euro festgelegt. „Für dieses Geld ist das einfach nicht zu machen, denn schon die Materialkosten des notwendigen Testsets liegen darüber. Unser Personaleinsatz, Schutzkleidung, Geräteanschaffung, Hygienekonzept und alles Weitere sind hier gar nicht eingepreist“, erklärt Zambo. Wenn es die Politik ernst meine mit einem Ausbau der Kapazitäten, ginge an einer deutlichen Erhöhung der Vergütung kein Weg vorbei, so die Apothekerin weiter. Der marktübliche Preis für die private Inanspruchnahme solcher Tests läge jedenfalls bei mehr als dem doppeltem Satz, den der Bund als Erstattung vorsieht.

Nach Ansicht des Bundesgesundheitsministeriums liefern die PoC-NAT-Tests ähnlich sichere Ergebnisse wie die klassischen PCR-Tests. Dementsprechend werden sie auch überall anerkannt. „Insofern wäre es im Interesse der Bürgerinnen und Bürger, aber auch im Interesse der gemeinsamen Bemühungen zur Pandemiebekämpfung wünschenswert, die Möglichkeiten der testenden Apotheken hier besser zu nutzen“, sagt Zambo. Entsprechende Geräte seinen derzeit auch kurzfristig verfügbar und könnten zügig beschafft werden.

Die weiteren Planungen des Bundes, PCR-Testangebote nicht mehr allen Bürgerinnen und Bürgern, sondern nur noch bestimmten Personengruppen zugänglich zu machen, reißt ein weiteres Problemfeld auf. Zambo: „Wir stellen in den Apotheken derzeit Zertifikate für genesene Personen aus. Grundlage hierfür ist die Vorlage eines entsprechenden positiven PCR-Tests. Es ist für mich nicht vorstellbar, dass wir künftig solche Zertifikate auf der Basis von vorgelegten Antigen-Schnelltests ausstellen sollen, die weiß Gott wo gemacht wurden. Bei diesen Tests fehlt es im Vergleich nicht nur einfach an der Zuverlässigkeit. Eine solche Mechanik öffnet weitere Türen für Betrügereien und Fälschungen.“ Nicht umsonst habe sich die Bestätigung von durch Schnelltests angezeigten Infektionen über einen PCR-Test etabliert. Eine Abkehr von diesem Verfahren wäre deshalb kontraproduktiv und hätte auch unmittelbaren Einfluss auf die Ausstellung entsprechender Zertifikate.