write-1207686 1920
1

Perspektive „Selbständigkeit“ verlockend

Eintägiger Workshop mit besonders hoher Teilnehmerzahl
Erschienen am 29. April 2021 | Letzte Änderung 29. April 2021

Mit rund 100 Teilnehmer:innen stieß das diesjährige Angebot eines eintägigen Existenzgründer-Seminars auf besonders hohes Interesse – und das, obwohl oder gerade weil diese Veranstaltung im Online-Format durchgeführt wurde. Eingeladen hatten Landesapothekerkammer (LAK) und Landesapothekerverband (LAV) Baden-Württemberg gemeinsam mit der Treuhand Hannover und der Deutschen Apotheker- und Ärztebank. Aus allen vier Häusern referierten Experten am 21. April 2021 zu den wichtigsten Themenfeldern rund um die Apothekenübernahme oder die Neugründung und gingen dabei den Fragen nach: Wie finde ich das richtige Objekt? Wie finanziere ich mein Vorhaben? Worauf muss ich abseits der Finanzierung achten und gibt es rechtliche Fallstricke? Und: Hat die eigene Apotheke in einem sich wandelnden Markt überhaupt eine Zukunftsperspektive?

Wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen
Die Veranstaltung wurde durch Patrick Schäfer, Leitung Aus-, Fort-, Weiterbildung der LAK, versiert geleitet und moderiert. Er band geschickt die vielen im Chat zusammengelaufenen Fragen der Teilnehmer:innen zu den Einzelvorträgen ein. Der Tag startete mit einem kursorischen Überblick über die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der öffentlichen Apotheke, vorgetragen durch den stellvertretenden Geschäftsführer des LAV Frank Eickmann. Macht die Selbständigkeit perspektivisch überhaupt noch Sinn? Klare Antwort: Ja, denn die Perspektiven sind besser als oft behauptet! Danach entfaltete LAV-Jurist und stellvertretender Geschäftsführer Frank Dambacher die sozial-, vertrags- und arbeitsrechtlichen Grundfragen, die sich den zukünftigen Jungunternehmer:innen stellen und wies auf leicht zu übersehende Fallsticke hin.

Diplom-Ökonom Stephan Gommert von der Treuhand Hannover ging der Frage nach, wie man die „richtige“ Apotheke für sich findet. Er machte klar, dass der Blick allein auf den Umsatz viel Potenzial für Fehlinterpretationen liefert und erklärte exemplarisch, welche weiteren Faktoren besonderer Beachtung bedürfen. Auch sein Fazit: „Wenn es passt, dann wird das auch was!“

Ein Junggründer berichtet
Ein besonderes Highlight des für die Teilnehmer:innen sicher anstrengenden Tagesprogramms war der Erfahrungsbericht von Dr. Falk Schulte, ein junger Apotheker, der den Schritt in die Selbständigkeit vor erst 15 Monaten gewagt hat. Er schilderte anschaulich, wie er seine Engel-Apotheke gefunden hat und welche besonderen und manchmal ungeahnten Herausforderungen er sich zum Start in die Selbständigkeit gegenübersah. Sein Credo: „Sie müssen es wirklich wollen und Sie sollten die richtigen Partner an Ihrer Seite haben.“
Und woher bekomme ich das Geld für den Apotheken-Kauf? Dieser Frage ging Andreas Sagert, Bankbetriebswirt von der Deutschen Apotheker- und Ärztebank und Spezialist für Finanzierungen, nach. Er führte die Teilnehmer:innen in die Grundlagen der Investitions- und Finanzierungsplanung, in unterschiedliche Darlehensformen und Entschuldungsvarianten ein. Seine zentrale Botschaft und für viele Teilnehmer eine unerwartete Erkenntnis: „Zur Finanzierung einer Apotheke brauchen Sie kein Eigenkapital.“

Aber was bleibt am Ende des Monats übrig, wenn ich selbständig arbeite – und was davon gehört dem Finanzamt? „Das hat viel damit zu tun, wie Sie das steuerlich gestalten“, erklärten die Steuerberater Yvonne Gauß und Michael Koller, beide Leiter der Niederlassung Stuttgart der Treuhand Hannover. Sie führten die Teilnehmer:innen auf ein wohl für die meisten unbekanntes Terrain: Die steuerliche Gestaltung eines eigenen Betriebs, auch unter Berücksichtigung größerer privater Investitionen. An Fallbeispielen wurden unter anderem die Vorteile eines abweichenden Steuerjahres, aber auch die Regeln für Investitionen, Abschreibungen und Rückstellungen erklärt. Hinzu kam ein Crash-Kurs in der richtigen Deutung einer BWA. „Es ist unglaublich wichtig, dass Sie die BWA des Betriebes lesen können und auch verstehen“, mahnten die Treuhand-Experten.

Die TeilnehmerInnen beendet den Online-Tag mit einer Mahnung von Patrick Schäfer: „Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei Ihrem Weg in die Selbständigkeit und stehen Ihnen zur Seite. Aber vergessen Sie bei all den Zahlen und Entscheidungsparametern die Pharmazie nicht – denn das ist unser Beruf!“