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Guter Umsatz 2021 – Gute Zukunft?

Die wirtschaftliche Entwicklung der Apotheken
Erschienen am 21. April 2022 | Letzte Änderung 21. April 2022

 
Foto Thomas Dittrich Qülle ABDA
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Zwei volle Pandemiejahre liegen hinter der Apothekerschaft – und jüngste Schlagzeilen bezeichnen 2021 aktuell als umsatzstärkstes Jahr für den Stand seit 1994. Der Umsatz sei 2021 preisbereinigt um 7,8 Prozent zum Vorjahr gestiegen, teilte das Statistische Bundesamt Mitte März mit. 2020 hätten die Apotheken rund 59 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet, so die Meldung weiter. Nahezu zeitgleich erfolgte die Berichterstattung über die „pandemieleeren Kassen“ der GKV - und auf erste entsprechende Sparvorschläge musste man nicht lange warten. Die Redaktion der LAV-Nachrichten hat bei Thomas Dittrich, dem Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), nachgefragt, was dieses Spannungsfeld für die Zukunft der Apotheker:innen bedeuten kann.

Herr Dittrich, wie stellt sich aus Ihrer Sicht das zurückliegende Corona-Jahr wirtschaftlich für die Apotheken dar – war es, wie vom Statistischen Bundesamt behauptet, solch ein fabelhaftes Jahr?

In der Tat sind die Umsätze in den Apotheken auch 2021 gestiegen – wie in jedem anderen der vergangenen 20 oder mehr Jahre. Also keine echte Überraschung. Wir als DAV hatten schon Ende Januar berechnet, dass die Ausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung für Arzneimittel im Jahr 2021 um 10,1 Prozent auf brutto 45,0 Milliarden Euro gestiegen waren. Demographische Entwicklung und medizinischer Fortschritt sind die bekannten Ausgabenfaktoren, dazu kam natürlich auch noch die Corona-Sondersituation voriges Jahr. Allerdings sollten wir mit den DESTATIS-Zahlen immer sehr vorsichtig umgehen, da sie nicht jede Apotheke einzeln betrachten, sondern Filialverbünde oder andere Einkommensquellen dem jeweiligen Apothekeninhaber zurechnen. Das ist meines Erachtens keine ausreichende Datengrundlage, um die tatsächliche Versorgungssituation bewerten zu können.

Fast zeitgleich zu den Veröffentlichungen über die gestiegenen Umsätze wurden auch angebliche Pläne des Bundesgesundheitsministeriums lanciert, den Kassenabschlag für Apotheken von 1,77 auf 2 Euro anzuheben. Sie haben als DAV-Vorsitzender umgehend mit einem Statement reagiert. Welche Auswirkungen hätte es für die Apothekerschaft, würde solch ein Vorhaben umgesetzt?

Der öffentlich gewordene Referentenentwurf eines GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes wurde innerhalb eines Tages zum Glück wieder vom Bundesgesundheitsministerium einkassiert. Der SPD-Apothekenpolitiker Dirk Heidenblut hat sogar am selben Abend im ABDA-Livetalk gesagt, er kenne das Papier noch nicht einmal und gehe weiterhin fest davon aus, dass die Apotheken gemäß Koalitionsvertrag mehr statt weniger Geld bekommen müssten. Genau so sehe ich das natürlich auch. Ein für zwei Jahre erhöhter Kassenabschlag, der das Festhonorar der Apotheken weiter absenkt, konterkariert letztlich die dringend notwendige Zukunftsperspektive für die lokale Arzneimittelversorgung. Schließlich hat sich die Koalition doch vorgenommen, die lokalen Versorgungsstrukturen im Gesundheitswesen zu stärken. Die Apotheken haben seit Beginn der Pandemie bewiesen, wie systemrelevant sie für die Menschen vor Ort sind. Für die nahe und ferne Zukunft brauchen wir Planungssicherheit. Der nächste Entwurf eines Gesundheitsspargesetzes kommt bestimmt – und wir müssen und werden darauf vorbereitet sein.

Nun wissen wir: Umsatz ist nicht gleich Ertrag! Welche Rückschlüsse auf die wirtschaftliche Situation der Apotheken können aus dem umsatzstarken Jahr 2021 gezogen werden?

Aus dem ersten Corona-Jahr 2020 haben wir gelernt, dass staatliche und gesellschaftliche Sonderaufgaben für die Apotheken auch höhere Umsätze und im Idealfall auch zusätzliche Erträge bringen. Aber ein solches Plus an Erträgen resultiert dann aus enormer Mehrarbeit und basiert nicht auf den Honoraren aus der GKV-Arzneimittelversorgung. 2020 waren wir in den Apotheken u.a. mit Desinfektionsmitteln und FFP2-Schutzmasken beschäftigt, im Jahr 2021 ging es dagegen vor allem um Bürgertests, Impfstoffversorgung und die Ausstellung digitaler Impf- und Genesenenzertifikate. Das vergangene Jahr war also wieder ein ganz besonderes Jahr für die Apotheken – wie auch natürlich für die Wirtschaft und Gesellschaft insgesamt. Aus der Hoffnung heraus, dass wir die Pandemie in diesem Jahr weitestgehend in den Griff bekommen, kann ich persönlich nur schlussfolgern, dass man aus kurzfristigen Pandemie-Sondereffekten keine mittel- und langfristige Strategie ableiten kann. Neben dem arzneimittelbezogenen Honorar ist es zwingend notwendig mit den neuen Pharmazeutischen Dienstleistungen deshalb nun unbedingt eine patientenbezogene Leistungs- und Honorarkomponente zu etablieren. Ich bin fest davon überzeugt, dass der gesundheitliche Mehrwert bei den Patientinnen und Patienten ankommt. Wir müssen und werden natürlich solche Dienstleistungen auch in Zukunft entwickeln, planen und umsetzen. (…)

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