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Erste Digitale Rezeptsammelstelle in Baden-Württemberg geht in Betrieb

Apotheker in Baden-Württemberg starten Pilotprojekt
Webcode V106669

Neidlingen/Stuttgart/München – Mit dem heutigen Donnerstag startet in der Gemeinde Neidlingen die erste Digitale Rezeptsammelstelle in Baden-Württemberg ihren Pilotbetrieb. Sie überträgt ärztliche Verordnungen von Patientinnen und Patienten digital an die mit der Versorgung beauftragte Apotheke und hilft so dabei, die Arzneimittelversorgung auch in ländlichen Regionen noch effektiver und effizienter zu gestalten. Die Digitale Rezeptsammelstelle wurde durch eine Initiative des Landesapothekerverbandes Baden-Württemberg (LAV) ins Leben gerufen. Technisch umgesetzt hat sie das Münchener Unternehmen VSA GmbH.

Die Ortschaft Neidlingen liegt mit rund 1.800 Einwohnern in der südöstlichen Ecke des Landkreises Esslingen – eine Apotheke ist am Ort nicht ansässig. Zur Aufrechterhaltung der Arzneimittelversorgung wurde in Neidlingen deshalb bereits vor einiger Zeit - auf Grundlage der Apothekenbetriebsordnung - eine durch die Landesapothekerkammer Baden-Württemberg genehmigte Rezeptsammelstelle installiert. Grundsätzlich dienen solche genehmigungspflichtigen Rezeptsammelstellen dazu, die ordnungsgemäße Arzneimittelversorgung von abgelegenen Orten oder Ortsteilen, in denen es keine Apotheke gibt, aufrecht zu erhalten. Üblicherweise wird dazu in diesen Ortschaften durch die beauftragte(n) Apotheke(n) ein Briefkasten installiert, in den Patientinnen und Patienten Rezepte einwerfen können und der täglich durch die Apotheke geleert wird. Genau dies war auch die Situation in Neidlingen – die dortige Rezeptsammelstelle wird im Wechsel von zwei Apotheken aus Weilheim/Teck betrieben.

In dem nun aufgenommenen Pilotbetrieb wird der herkömmliche Briefkasten durch eine moderne und digitale Rezeptsammelstelle in Form eines Terminals ersetzt. Das sogenannte „callmyApo“-Terminal ermöglicht es Patientinnen und Patienten, bei einfachster Bedienung und höchster Sicherheit ihre ärztliche Verordnung elektronisch an die für die Versorgung benannte Apotheke zu senden. Dazu startet der Patient auf dem integrierten Touch-Bildschirm den Vorgang und führt sein Rezept in den dafür vorgesehenen Schlitz ein. Zur Bestätigung der digitalen Übertragung erhält der Patient einen Quittungsbon, auf dem die Vorbestellnummer und die Kontaktdaten der Apotheke zu finden sind. Bei Bedarf kann der Patient auch direkt über das Terminal eine Nachricht an die Apotheke schreiben.

Dieser schnelle und digitale Weg bringt für alle Beteiligten Vorteile: Die Apotheke braucht nicht erst zum herkömmlichen „Briefkasten“ zu fahren, um entsprechende Rezepte in die Apotheke zu holen. Durch die digitale Übertragung können nicht vorrätige Arzneimittel sofort bestellt werden und auch eine eventuelle Rücksprache mit dem verordnenden Arzt kann schnell stattfinden. All das spart Zeit, die letztlich auch dem Patienten zu Gute kommt, der in aller Regel dann taggleich durch pharmazeutisches Personal seine Arzneimittel im Rahmen des Botendienstes nach Hause gebracht bekommt oder seine vorbestellten Arzneimittel selbst in der Apotheke abholt.

„Die Digitale Rezeptsammelstelle ist eine Art Brücke, die die Welt der digitalen Kommunikation und die Welt der persönlichen Betreuung und Beratung der ortsnahen Apotheke miteinander verbindet“, erklärte Fritz Becker, Präsident des LAV und Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbands. „Uns ging es bei der Idee darum, vor allem Zeit und Wege zu sparen und dadurch die Patientenversorgung auf dem Land noch wirkungsvoller und noch schneller zu machen.“

Herbert Wild, Geschäftsführer der VSA GmbH, erklärte die wesentliche technische Herausforderung: „Wir standen vor der Aufgabe, einerseits die besondere Schutzwürdigkeit von Patienten- und Verordnungsdaten bei der Digitalisierung und beim Datentransport zu gewährleisten und gleichzeitig eine besonders einfache Bedienung der Digitalen Rezeptsammelstelle miteinander zu verknüpfen. Wir meinen, dass uns beides sehr gut gelungen ist.“

Der Bundestagsabgeordnete Michael Hennrich, der für die CDU auch im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestages sitzt und in dessen Wahlkreis die Gemeinde Neidlingen liegt, betonte anlässlich der Inbetriebnahme: „Ich kenne die Leistungsfähigkeit der ortsnahen Apotheken und ich weiß, dass sie wie kaum eine andere Branche durchdigitalisiert sind. Anders wäre die beispielgebende Versorgungsgeschwindigkeit unserer Apotheken auch gar nicht leistbar. Die Digitale Rezeptsammelstelle bindet nun auch den Patienten in diese digitale Welt stärker mit ein. Ich meine, das ist ein echter Zugewinn für die Menschen insbesondere im ländlichen Raum. Ein Mehrwert, den ich auch gemessen an der ländlichen Struktur meines Wahlkreises, wirklich zu schätzen weiß.“

Diese Sicht teilt auch Bürgermeister Klaus Däschler, dem die Entwicklung seiner Gemeinde besonders auch im Bereich der Gesundheitsleistungen am Herzen liegt. „Schon heute bin ich froh, dass wir durch die beiden Apotheken aus Weilheim seit einiger Zeit so kompetent mitversorgt werden. Wenn das jetzt noch einfacher und schneller möglich ist, sind wir Neidlinger gerne bereit, das Pilotprojekt der Digitalen Rezeptsammelstelle aktiv zu unterstützen. Ich selbst konnte mich davon überzeugen, wie einfach die Bedienung des Terminals ist – das ist auch für all diejenigen gut zu schaffen, die es sonst nicht so mit der Technik haben.“

Die Pilotphase der Digitalen Rezeptsammelstelle in Neidlingen wird – in Abhängigkeit der Nutzung – zwischen drei und sechs Monate andauern. „Wir werden gemeinsam mit den beteiligten Apotheken umfangreiche Praxiserfahrungen sammeln, um unsere Lösung – technisch als auch prozessual – auf die Bedürfnisse der Patienten und Apotheken maßzuschneidern“, erklärte VSA-Geschäftsführer Herbert Wild.

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